Kommentar - Der DFB ist kein guter Anwalt des Amateurfußballs

Die Zeiten für Fußball-Amateurvereine sind hart geworden. Das Geld ist knapp, Ehrenamtler gibt es kaum mehr. Eigentlich müsste der DFB helfend eingreifen. Das tut er aber nur völlig unzureichend.

Ein Kommentar von Olaf Jansen.

Ich bin leidenschaftlicher Amateurfußballer. Als Journalist berichte ich drüber, privat bin ich im Vorstand eines kleinen Kölner Klubs aktiv. Seit geraumer Zeit erlebe ich quasi am eigenen Leib, wie schwer man sich als kleiner Klub im Überlebenskampf tut.

Unser größtes Problem im Verein ist: Wir finden keine Freiwilligen mehr, die ehrenamtlich Aufgaben übernehmen. Alles hängt an zwei bis drei Leuten, welche die komplette Fußballabteilung mit rund 300 Mitgliedern organisieren und managen müssen. Der Verein liegt in einem sozial eher schwachen Stadtteil mit starkem Migrationshintergrund. Was bedeutet, dass wir von einer ganzen Reihe unserer Mitglieder die Jahresbeiträge von etwa 100 Euro vergeblich einfordern. Die Betroffenen könnten den Weg über die Ämter gehen, sind dazu aber zumeist nicht in der Lage.

Sonntags-Bundesliga klaut die Fans

Da wir auch keine Sponsoren haben, bewegen wir uns finanziell stets am Abgrund. Zumal die sonntäglichen Spiele unserer 1. Mannschaft, bei der wir einst etwas Geld durch Bier- und Wurstverkauf einnehmen konnten, kaum noch von Zuschauern besucht werden. Die sehen sich vielleicht lieber das zeitgleich im TV übertragene Bundesligaspiel an.
Dennoch lautet unsere Grundregel: Der Verein stellt den Aktiven ausreichendes Trainingsmaterial, organisiert den Betrieb sowie die Infrastruktur und finanziert stets ausreichend Trikotsätze. Keiner unserer Trainer bekommt eine Aufwandsentschädigung - entsprechend arbeiten wir mit Hobby-Übungsleitern zusammen, die sich um die Spieler und Spielerinnen kümmern. Die sind oft genug überfordert, wenn es um den täglichen Stress mit Hausaufgaben, Konflikten im Elternhaus, Arbeits- und Perspektivlosigkeit geht.

Fußballverband - eher Richter als Anwalt

Hier wünschten wir uns Unterstützung vom Fußballverband. Unserer Meinung nach sollte uns der DFB Honorarkräfte bereitstellen, die sich fachgerecht kümmern. Stattdessen haben wir mit steigenden Gebühren, Straf- und Ordnungsgeldern zu kämpfen, die uns der Fußballverband aufbürdet.

Ein Beispiel: Kürzlich hatten wir bei einem Spiel junger Frauen eine Rudelbildung auf dem Platz, es wurde wohl auch gestoßen und gerüpelt. Es gab einen Sonderbericht und eine Sportgerichtsverhandlung, bei der wir mit fast 200 Euro Ordungsgeld belegt wurden. Begründung unter anderem: fehlender Ordnungsdienst auf dem Sportplatz.

Nun: Erstens fehlen uns derlei Ordnungskräfte wegen der angesprochenen Unlust aufs Ehrenamt ohnehin. Zweitens haben wir bei einem solchen Frauenspiel in der untersten Kreisliga durchschnittlich eine Zuschauerzahl von etwa: fünf. Und dafür sollen wir zwei Ordnungskräfte mit erkennbaren Armbinden stellen?

Ahnden, ahnden, ahnden ...

Was ich damit sagen will: Wir als kleiner Verein erleben unseren örtlichen Fußballverband, den darüber verorteten Landesverband und den DFB als Dachverband selten als Institutionen, die uns bei unserer schwierigen Arbeit an der Basis helfen. Eher haben wir das Gefühl, dass sich diese Institutionen gern als Richter aufspielen. Richter, die zunehmend mit Straf- und Ordnungsgeldern gegen uns agieren.

Und weil ich glaube, dass wir mit diesem Empfinden nicht allein stehen, bin ich sicher: An der Basis des deutschen Fußballs brodelt es. Und der DFB will davon offenbar nichts wissen.